Bushaltestellen der Linie 55 sind in der Nähe die Gaugrafenstraße oder In der Au
Ihr Traum lebt seit 25 Jahren ein Artikel von Frau Thelen FR 3.5.2024
Rödelheim - Vor einem Vierteljahrhundert hat Birgit Nitsch ihre Ballettschule im Hof gegründet
Die Haare sind zu einem Dutt geknotet, der Rock mit dem Trikot ist übergezogen, die Beine stecken in einer Strumpfhose und die Füße in den Ballettschläppchen. Passend für den Unterricht gekleidet, sind Amelia, Noemie, Malu und Laura bereit für ihre heutige Ballettstunde bei ihrer Lehrerin Birgit Nitsch. Vor gut 25 Jahren, Ende 1998, erfüllte sich die studierte Tanzpädagogin mit der Eröffnung eines eigenen Ballettstudios in Rödelheim ihren Traum. Nachdem ihre Tanzschule zunächst in der Rödelheimer Landstraße beheimatet war, ist „Ballett im Hof“ nun seit 2011 in der Gaugrafenstraße / Westerbachstraße.
Im obersten Geschoss eines Gewerbegebäudes empfängt Birgit Nitsch ihre Eleven: Durch Deckenfenster und durch eine lange Fensterfront fällt in die loftähnliche Etage viel Licht auf die gut 150 Quadratmeter große Tanzfläche. An den Wänden sind reihum Stangen und deckenhohe Spiegel befestigt. In diesen können sich die Elf- und Zwölfjährigen sehen.
Ihre linken Hände liegen auf der Ballettstange, die Füße stehen im 90-Grad-Winkel zueinander. Rücken und Nacken sind gerade durchgedrückt, Köpfe und Kinn stolz erhoben. Dann schaltet Birgit Nitsch wieder die Musik ein und gibt Instruktionen: „So, jetzt Grundhaltung einnehmen. Und ein zweites Mal!“ Auf „bras bas“ nehmen die Mädchen die gerundete Armposition ein, bei „demi-plié“ beugen sie halb ihre Knie, und bei „relevé“ erheben sie sich auf die halbe Spitze. Geschmeidig und kraftvoll zugleich sind die Bewegungen, die verdeutlichen, wie Muskulatur, Balance und Anmut untermalt von der Musik zu einer Einheit verschmelzen.
Birgit Nitsch selbst war schon als Kind und Jugendliche vom Tanz und vom Ballett im Speziellen fasziniert. „Mein Wunsch war es schon immer, einfach zu tanzen“, erinnert sie sich, was aber zu Hause in ihrer Familie nicht gefördert wurde. Trotzdem verfolgte sie beharrlich ihren Traum, auch wenn sie wusste, dass sie selbst nie eine Primaballerina werden würde.
Sie fing zunächst an, auf Grundschulamt zu studieren, wurde Tanzpädagogin, sammelte Erfahrung im Bühnentanz, knüpfte Kontakte zu Balletttänzern wie Ramón Rivera, der zusammen mit Sara Kobow und Ralf Bräuer nach wie vor Stunden im „Ballett im Hof“ gibt.
Vor gut 25 Jahren wagte sie mit einer Handvoll Schülerinnen und Schülern den Sprung in die Selbständigkeit. Sie erinnert sich noch gut an den Moment, als sie ihren Mietvertrag fürs erste Studio unterschrieben hatte, „und dann habe ich erst mal 250 000 Mark ausgegeben“, erzählt sie lächelnd.
Aber insbesondere nach der Corona-Pandemie ist die 59-Jährige froh, dass sie das 25-jährige Bestehen von „Ballett im Hof“ überhaupt feiern konnte. Die Pandemie mit all ihren Beschränkungen, Kontaktverboten und der Schließung ihrer Trainingsstätte belastet die Ballettschule bis heute. Zum einen ist sie noch dabei, finanzielle Unterstützungen, die sie durch die öffentliche Hand erhalten hat, zurückzuzahlen. Auch hat die Anzahl der Eleven nach wie vor nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht: „Aktuell habe ich zirka 200 Schüler. Das ist etwa 80 Prozent im Vergleich zu früher.“
In ihrer Rödelheimer „Ballettschule für künstlerischen Bühnentanz“ steht vor allem der frühtänzerische Unterricht ab vier Jahren im Fokus. „Ballett vermittelt ein Gefühl für Rhythmus, für den Körper, für das Gleichgewicht“, veranschaulicht Nitsch. Gerade heute, wo immer mehr Kinder zu viel „unbewegliche“ Zeit in der Schule, mit dem Smartphone oder mit dem Tablet verbringen, kann Ballett der passende Sport sein, der den nötigen Ausgleich bringt. Hier werden Muskeln und Balance trainiert, der Körper gedehnt und gestreckt, die Musikalität gefördert – in einem sozialen Miteinander mit anderen.
„Am besten ist es, einfach Ballett auszuprobieren und für sich die Erfahrung zu sammeln“, sagt Birgit Nitsch. Eine gestiegene Nachfrage beobachtet sie indes bei jungen Erwachsenen und beim „Seniorendance“. Wer Ballett betreibt, kann dies durchaus bis ins hohe Alter, „auch wenn so manches Zipperlein einen ärgert. Das ist bei mir nicht anders“. Tanz trage sowohl zur körperlichen als auch zur geistigen Fitness bei und schule den Gleichgewichtssinn.
So ist es kaum verwunderlich, dass sich die Ballettlehrerin bis heute regelmäßig fortbildet, beispielsweise in „Progressive Ballet technique“. „Mich ständig weiterzubilden, macht mir unheimlich viel Freude“, so Birgit Nitsch.
Das Studio „Ballett im Hof“ befindet sich in der Westerbachstraße 50. Es ist unter Telefon 0 69 / 30 73 68 sowie per E-Mail an ballettimhof@gmx.de erreichbar. Mehr Infos sind unter www.ballett-im-hof.de zu finden.
Am 9. März 2024 feierten wir das Jubiläum 25 Jahre - und drei Monate und drei Tage - Ballett im Hof - Ballettschule Frankfurt. Zur Begrüßung gab es schon im Treppenhaus einen besonderen Empfang mit anschließendem Überraschungsprogramm mit klassischem Ballett und zeitgenössischem Tanz in der Schule. Mit ein paar ganz wenigen Schülerinnen habe ich, Birgit Nitsch, damals angefangen die Schule aufzubauen. Heute unterrichten ich, Sara Kobow, Ramón Rivera, und Ralf Bräuer qualifiziert in meiner Schule für Bühnentanz. Selbstverständlich lernen meine Schülerinnen, meine Schüler und ich immer noch dazu. So werden einerseits Balletttraditionen bewahrt, wobei zeitgenössische Elemente und Strömungen Eingang in unseren Tanz finden. Das ist es, was die Freude am Tanz ausmacht.